100 Jahre Wohnungsgenossenschaft Goldberg eG in Freising
Die zentrale Botschaft des Festaktes zum 100. Jahrestag der Gründung der Wohnungsgenossenschaft Goldberg eG am 22. Oktober 2019 im Lindenkeller in Freising war, dass das Solidarmodell Genossenschaft in Zeiten des akuten Wohnungsmangels nach wie vor Zukunft hat.
Rund 200 Jubiläumsgäste genossen nach einem kleinen Sektempfang und den offiziellen Festreden mit einer kleinen Präsentation über die Geschichte der Genossenschaft ein schmackhaftes Menü, musikalische Unterhaltung und ein anschließendes gemütliches Beisammensein. Langjährige Mitglieder (mit über 50 Jahre Zugehörigkeit) wurden während des Festaktes mit einer Urkunde und Blumen gewürdigt.
Wie durch den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Herr Prof. Ruß zu erfahren war, wurde die Genossenschaft am 15.02.1919 gegründet. Sie ist heute die einzige eingetragene Genossenschaft ihrer Art in Freising und Umgebung mit rund 570 Mitgliedern. Mit Ihren heute 155 Wohnungen und einem eigengenutzten Büro leistet sie mit Ihrer durchschnittlichen Nettomiete in Höhe von 5,71 Euro einen wesentlichen Beitrag zum bezahlbaren Wohnraum in Freising.
Seit Bestehen der Genossenschaft gab es nahezu keinen strukturbedingten Leerstand und eine unerhebliche Fluktuation. Das zeigt, dass sich die Mieter in der Genossenschaft sehr wohl fühlen.
In der ersten außerordentlichen Generalversammlung der „Allgemeinen Baugenossenschaft“ am 17.05.2019 konnte bekannt gegeben werden, dass ein Grundstück erstanden werden konnte und mit dem Bau von zwanzig Einfamilienhäusern und drei Mehrfamilienhäusern begonnen werden konnte. Hierzu gehört u.a. das noch heute existierende und 2005 energetisch sanierte Mehrfamilienhaus in der Möhlestr. 1 und 3.
1941 wurde schließlich die Verschmelzung der beiden Genossenschaft zur „Wohnungsgesellschaft Kreis Freising eGmbH“ vollzogen und mit Satzungsänderung am 16.04.1955 umbenannt in „Wohnungsgenossenschaft Goldberg eGmbH Freising“. Eine weitere Umbenennung in den heutigen Namen „Wohnungsgenossenschaft Goldberg eG“ erfolgte durch Eintragung im Registergericht am 20.05.1976.
Über Namensfindung des Stadtteils „Goldberg“ gibt es laut Recherche mehrere Varianten. Eine erzählt die Geschichte, dass beim Abbruch des Jägermeisterhauses ein goldener Schatz gefunden wurde. Andere erzählen davon, dass beim Ausheben einer Grube Gold im Sand gefunden wurde und wieder andere erzählen von goldgelben Sand oder golden schimmernden Weizen, der dort gewachsen ist. Prof. Ruß allerdings hat eine neue Variante vorgestellt; nämlich, dass der wahre Goldschatz am Goldberg die Wohnungsgenossenschaft ist, da diese Ihren Mitgliedern eigenen und vor allem bezahlbaren Wohnraum in einem angenehmen Umfeld und geschützt vor Spekulationsgeschäften zur Verfügung stellen kann.
Ab 1963 erfolgte der Verkauf von 84 Einfamilienhäusern an die jeweiligen Mieter. Der Erlös wurde u.a. in einen Neubau von 12 Wohnungen mit Preisbindung und Belegungsbindung durch den Freistaat Bayern in der Blumenstr./Heinestr. investiert, die 1965 bezogen werden konnte. Weitere 28 „Staatsbedienstetenwohnungen“ konnten 1968 und 14 weitere 1982 in der Hittostr. bezogen werden. Ebenfalls 1968 wurden 12 Wohneinheiten für Postangestellte in der Schönmetzlerstr. 1 und Schönbichlstr. 3 bezugsfertig. 1976 entstanden in der Schönmetzlerstr. 5 weitere 6 Wohnungen.
1987 wurde an der Möhlestr.7 ein weiteres Haus mit 2 Wohnungen bezugsfertig. Da das bis dahin genutzte Büro aus einem einzigen Raum bestand und weder über ein WC noch einem Wasseranschluss verfügte, wurden darüber hinaus im Erdgeschoss die heutigen Geschäftsräume eingerichtet.
In den Folgejahren wurden vordergründig gesetzliche Vorgaben und Verordnungen umgesetzt. Außerdem waren die Straßenerneuerungen am Goldberg 2012/2013 kostenintensiv. Alles konnte aber mit Eigenmitteln finanziert werden, worauf die Vorstände stolz verweisen. Der Wegfall der Straßenausbausatzung kam für die WG Goldberg eG leider ein Jahr zu spät.
Eine kleine „Revolution“ in der Geschäftsführung erfolgte 2001. Es wurde erstmals eine Frau in den Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Goldberg eG gewählt (Katrin Tober). Auch im Aufsichtsrat hat in den Folgejahren die Besetzung durch Frauen Einzug gehalten, sodass diese Organe seit einiger Zeit keine reine “Männerdomäne“ mehr sind. Neben einem vollständigen Generationswechsel aus heutiger Sicht eine Bereicherung für die Genossenschaft.
100 Jahre sind eine lange Zeit, aber kein Grund sich auf dem Erreichten auszuruhen. Der genossenschaftliche Gedanke, die Errichtung und die Bereitstellung von bezahlbaren Wohnraum wird auch in Zukunft, nicht zuletzt wegen des demografischen Wandels, Aufgabe der Genossenschaft sein.
Zunehmend wird der Schwerpunkt künftiger Geschäftsführung eine stetige Modernisierung von Wohnungen nach Mieterwechseln, die Umsetzung von gesetzlichen Verordnungen und Vorschriften, Energieeffizienz sowie die Instandhaltung des Bestandes sein. Bei einer gesicherten Finanzierung und Unterstützung durch die Kommune ist eine Investition in Neubauprojekte nicht ausgeschlossen.
Mit einem Blumenstrauß wurden bei dieser Gelegenheit die aktuellen Vorstände Frau Katrin Tober, Herr Richard Sicker und Herr Robert Hauner aber auch der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Anton Maier für Ihr Engagement für die Genossenschaft geehrt.